Hallucination I: 14 Minuten monotones Premiumbrummen von Eluvium - zu finden auf dem Album Virga II
Um den Wert von Grundrechten zu kapieren, muss man den Versuch, diese Björn Höcke zu entziehen, nur mal umkrempeln: Gerade Staatsfeinde brauchen sie.
VLetrmx21
Autechre schätze ich als Electro- oder IDM-Duo, das dem albernen Genre Intelligent Dance Music (IDM) zugeschrieben wird. Schon seit Jahren ist es mir ein Rätsel, ob sie diese Musik aus Beats, Glitches und granularem Chaos von unmenschlicher Komplexität überhaupt noch selbst machen, oder ob sie die Algorithmen längst sich selbst überlassen haben. Viel zu selten denke ich daran, dass die beiden auch immer wieder phänomenale Synth-Riffs, Flächen und Melodiebögen entworfen haben. Oft sind die tief unter den Beats vergraben, mitunter stehen sie aber auch völlig für sich. VLetrmx21 ist so ein Stück purer Atmosphäre, erschienen vor 28 Jahren auf der Garbage-EP. Ich hatte vergessen, dass es existiert und es gerade glücklicherweise in einer Ambient Autechre Playlist auf Youtube wiederentdeckt.
Gidge machen auf unnachahmliche Art winterlich-hölzerne Elektronik; kristallin und makellos. Ihr aus meiner Sicht bestes Album LNLNN kann man digital und in weiteren Formaten bei Bandcamp kaufen.
Nick Land - Okkultes Denken
Es ist eindrucksvoll, nach den Essays von Ursula Le Guin die Texte von Nick Land zu lesen. Auf der einen Seite klare Sprache, der man das Verstandenwerdenwollen abnimmt, die sich zu realen Problemen in der wahren Welt verhält; auf der anderen Seite sich selbst genügender menschenabgewandter Text, der nichts bezeichnet und nichts bedeutet.
Lands Essays werden in dem Band Okkultes Denken von Dietmar Dath und Philipp Thelsohn zusammengefasst, auf den ich im Die neuen Zwanziger Podcast stieß (genauer: dessen “Salon”, wo Stefan Schulz und Wolfgang M. Schmitt Bücher und Texte vorstellen). Land gilt als einer der Vordenker des Dark Enlightenment oder auch der Neo-Reaktion, jenen Denkschulen, die auf für mich unbestimmte Art in den USA herumwabern und die neue Rechte beeinflussen. Mich damit zu beschäftigen, schien lohnenswert.
Es war zweifelsfrei innovativ und avantgardistisch, schon 1992 mit Begriffen Cyber, Hyper, Techno und Matrix auf eine Weise zu hantieren, die heute kaum noch cringe-frei möglich ist. Diese ganze Maschinen-Science Fiction überdies noch mit Philosophie, Kybernetik, Psychoanalyse und so etwas wie Systemtheorie zu verklumpen, kann man kreativ nennen. Aber: Es bedeutet alles nichts.
Man muss The Twittering Machine von Richard Seymour als die prägnanteste Diagnostik unserer Zeit betrachten:
We are, abruptly, scripturient – possessed by a violent desire to write, incessantly
Dieses obsessive Schreiben, die Produktion von Semantik um ihrer selbst willen - nicht erst in diesem Jahrhundert und nicht erst in den sozialen Medien (Bücher sind soziale Medien) - ist, was Land betreibt. Okkultes Denken endet mit einem “Korrespondenzessay” der beiden Herausgeber, das den eigentlich lohnenden Teil des Buches ausmachen soll, wenn ich Schulz und Schmidt richtig verstanden habe. Darauf bin ich sehr gespannt.
Aus der aktuellen Wochentaz:
Nach wie vor werden in der Fleischindustrie Menschen auf eine Weise beschäftigt, bei der sie körperlich und psychisch kaputtgehen. Die Einhaltung gesetzlicher Vorschriften wird kaum überprüft, und die wenigsten Beschäftigten halten den Job lange durch. Ein System, das nur funktioniert, weil immer neue Arbeitskräfte nachkommen, vor allem aus Rumänien und Bulgarien, aber auch aus anderen Ländern.
Man kann dieser Branche nur noch die vollständige Deindustrialisierung wünschen. Ruin.
Robber von The Weather Station ist nach wie vor der wohl größte Hit der neuen Zwanziger:
Grandios auch diese Performance bei KEXP:
Ursula K. Le Guin: Am Anfang war der Beutel
Bücher: Am Anfang war der Beutel by Ursula K. Le Guin 📚
Essays, Reden und ein Gedicht - ausgewählt, übersetzt und eingeleitet von Matthias Fersterer - bilden diesen mit mit knapp einhundert Seiten bedauerlich kurzen Band. Neben dem Vorwort (Warum es lohnen ist, Ursula K. Le Guins Werk zu lesen) umfasst das Büchlein sieben Texte, von denen Ein nicht-euklidischer Blick auf Kalifornien als kalten Ort in spe im Zentrum steht.
Le Guin war Anarchistin und Taoistin (ihre Übersetzung des Tao Te Ching lese ich gerade) und überaus bewandert in der Anthropologie. In ihrer eigenen Fantastik handelte sie stets bevorzugt gesellschaftliche Themen ab. Passend dazu dieses Zitat aus Ein Kampf ohne Ende:
So als ob sie ihre eigene Wirkmacht fürchteten, sind jedoch große Teile der Science-Fiction- und Fantasy-Literatur nicht von sozialem Erfindungsreichtum geprägt, sondern bleiben kleinmütig und reaktionär - Fantasy klammert am Feudalismus, Science Fiction an militärischen und imperialen Hierarchien.
Notiz an mich: Noch mehr Le Guin lesen.
Die richtige Frage: Was passiert nach den Demos?
Die wichtigste Funktion menschlicher Gemeinschaft ist es, eine Art von Übereinkunft darüber zu erlangen, was wir brauchen, wie das Leben sein sollte, was unsere Kinder unserer Meinung nach lernen sollten und sodann bei diesem Lernen und Lehren zusammen zu wirken, so dass wir und unsere Kinder den Weg, den wir für den richtigen halten, weiter folgen können.
Ursula K. Le Guin: Die Gebrauchsanweisung
Am Freitag, dem 19.1. findet ab 19 Uhr eine Demonstration gegen die AfD statt. Startpunkt ist der Hauptbahnhof
https://www.bo-alternativ.de/2024/01/15/freitag-demonstration-gegen-die-afd/
Die Schweigespirale ist im vollen Gange
Wolfgang Lünenbürger-Reidenbach bei haltungsturnen.de
Bürgerrat stellt Ergebnisse vor
Der zweite, vom Bundestag einberufene Bürgerrat hat neben acht weiteren Ratschlägen ein kostenloses Mittagessen in Schulen und Kitas empfohlen: www.tagesschau.de/inland/ge…
Die Lektüre der Empfehlungen des ersten Bürgerrates zu Deutschlands Rolle in der Welt sei an der Stelle empfohlen: deutschlands-rolle.buergerrat.de - beispielsweise zu Themen wie Rüstungsexporten oder der Einhaltung des NATO-Zwei-Prozent-Ziels.
Interessant wird sein zu verfolgen, wie die zwar naheliegenden, aber nur deshalb ja nicht abwegigen Vorschläge des Ernährungsrates politisch bis zur Unkenntlichkeit zerkleinert werden.
Verkehrssituation an der Erich Kästner Schule (EKS)
Die WAZ über die Situation an der Erich Kästner Gesamtschule, an der ich auf dem Weg zur Arbeit auch vorbeifahre*:
Dass es rund um die EKS zu Schulzeiten durchaus mal chaotisch wird, ist auch im Rathaus bekannt. Allein wegen regelmäßiger Meldungen der Bogestra über die zugeparkte Haltestellen, wegen derer die Busse häufig auf der rechten Fahrspur halten müssen. Der Außendienst der städtischen Verkehrsüberwachung habe daraufhin öfter vor Ort kontrolliert, allerdings keine Verstöße festgestellt, so die Stadt. Man wolle aber am Ball bleiben.
Das ist die mit Abstand lächerlichste kommunalpolitische Formulierung des beginnenden Jahres. Fahre ich um 7:20 da vorbei, ist noch nichts los. Fahre ich um halb acht vorbei, ist die Hölle los. Würde ich zehn Minuten später da lang fahren, würde ich nicht fahren, sondern vor lauter Chaotik absteigen und schieben. *Deshalb biege ich in solchen Fällen vorher ab in die Stiepeler Straße (wo mich die PKW zwar wegen begrenzter Sicht aufgrund der Hügelkuppen eigentlich nicht überholen können, es aber natürlich trotzdem versuchen. Wahnsinn).
“Die alten Formen des Politischen haben sich erschöpft” edit
An dem Interview der Süddeutschen Zeitung mit dem Soziologen Steffen Mau ist vieles bemerkenswert: die Wortschöpfung des Polarisierungsunternehmers, oder die der Affektpolitik.
Am interessantesten fand ich den Befund, wonach die schwindende Loyalität der Wählerschaft für Parteien “ein riesiges Problem” sei: Wenn sich Parteien immer weniger auf Stammwähler verlassen könnten, so Mau, desto stärker müssten sie Affektpolitik betreiben, also eine über Emotionalisierung gesteuerte Politik.
Die armen, verunsicherten Parteien geben ihre Ambition auf, die Agenda zu setzen und ihre Kernfunktion, den öffentlichen Raum zu strukturieren.
Das heißt ja nichts anderes, als dass souveränere, rationaler agierende Wähler zu irrationaleren, immer getriebener agierenden politischen Organisationen führen; dass also Repräsentation, in der man den Menschen echte Selbstverwaltung und Demokratie bislang nicht zutraute, zum Auslaufmodell geworden ist.
FFF Leipzig und Leipzigs Agrarkollektive versammelten am Freitag 200 Personen zu einer Demonstration um die Innenstadt. Sie fordern die Agrarwende und grenzten sich vom Rechtsextremismus ab.